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Oh, wie ich beim Thema Klamotten die Männer manchmal beneide! Ein gut sitzender Maßanzug im Schrank und er muss sich nie wieder wirklich Gedanken machen, was auf der nächsten, gängigen deutschen Hochzeitsfeier getragen wird. Weißes Hemd dazu, nach Lust und Laune Krawatten, Manschettenknöpfe und Schuhe variieren, fertig. (Von White und black tie sprechen wir später noch…)

Denn bei der Junihochzeit meines Fräulein A. aus P. war es wieder soweit: hektisches Rumgesuche im Kleiderschrank! Das Grüne wieder mal zu eng und zu kurz (und eindeutig ein Fehlkauf, weil wirklich aus diesen Gründen noch nie getragen!), das royalblaue Hugo Boss-Sale-Schnäppchen bei angesagten 28 Grad nicht tragbar. Das lange altrosa Standesamtkleid? Reserviert für die August-Hochzeit als Trauzeugin. Das hippe bronzefarbene Sackteil von COS? Nicht für eine Landhochzeit. Was bleibt: das kurze Schwarze! Sommerlich chic geschnitten und bequem. Also postete ich munter meine Klamottenlösung in unsere WhatsApp-Gruppe – und ging am nächsten Tag panisch einkaufen.

Was war passiert? Ganz klar, es stellte sich die immer wieder kehrende Frage:

Darf man auf einer Hochzeit als Gast überhaupt ein schwarzes Kleid tragen?

Lieschen hatte sich mal wieder von der allgemein vorherschenden Meinung beeinflussen lassen, dass ein schwarzes Kleid auf einer Hochzeit gar nicht geht. Aber ist das wirklich so? Da liest man im Internet von reinem Weiß und schmutzigem Schwarz, alten Bedeutungen und neumodischen Interpretationen. Schwarz, auf keinen Fall! Schwarz, aber dann nur kurz.

Schwarz, aber bloss nicht zu sexy. Schwarz, aber auch bitte nicht mit weißen Details. Schwierig, schwierig!

Bis ich da gerade ein sehr aufschussreiches Interview entdeckt habe. So rät die Deutsche Knigge-Gesellschaft zur Frage nach einem schwarzen Kleid auf einer Hochzeit in einem Interview mit hr3: „Schwarz ist erlaubt, wenn es angemessen ist und nicht nach Trauer aussieht. Also ein schwarzes Kleid mit einem bunten Tuch oder ähnlichen Accessoires auf jeden Fall auffrischen.“

So, hätten wir das geklärt.

Es ist bei mir übrigens ein dunkelblaues kurzes Kleidchen geworden – aber beim nächsten Mal werde ich einfach mein schwarzes Kleid mit ein paar roten Accessoires (Peeptoes, Handtasche, Nagellack) sommerlich aufpeppen.

Natürlich werden jetzt einige anmerken, dass es schnell nach Trauergemeinde ansehen kann, wenn nun alle Schwarz tragen. Fakt ist aber: Sicherlich geben sich die meisten weiblichen Gäste bei der Wahl ihres Kleides einige Mühe in farbigen Kleidern zu erscheinen. Aber es soll ja auch niemand genötigt werden, extra Geld auszugeben, wenn man vielleicht noch schnell den Studienkredit abbezahlen muss oder gerade einen Umzug hinter sich hat.

Und jetzt die zweite Frage: Geht ein rotes Kleid als Gast zur Hochzeit?

Auch hier gilt: Rot ist nicht gleich Rot. Oder Hot Pink. Oder Orange. Als Gast sollte man sich schon im Klaren sein, dass ein knallrotes, sehr tief dekolliertes, eng anliegendes Kleid vielleicht nicht so ganz die beste Wahl für eine Hochzeit ist. Bei sehr traditionellen Hochzeiten und klassischem Dresscode sollte Rot auch nicht gewählt werden. Und noch ein Punkt: Auf Fotos stiehlt man mit einem knalligen Kleid gerne mal der Braut in Weiß die Show – hilfe, ist das kompliziert, oder?

 Und was ist jetzt eigentlich mit NUDE???

Finde ich ja persönlich sehr Trauzeuginnenkompatibel! Und wenn man es – wie oben schon erwähnt – mit passenden Accessoires kombiniert, geht das doch locker!

Aber ich glaub‘, ich bestelle mir nur noch Maxikleider im Mustermix. So.

Liebe Grüße vom Lieschen

PS: Und Zweitteiler?!

 

Bild: Sonnie Hiles / Unsplash.