Seite wählen

Patricia und ihr Mann Ralph sind ein Brautpaar ganz nach meinem Geschmack: sie haben – mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl – einfach genau ihre Hochzeit gefeiert. Nämlich nur mit sich und ihren zwei kleinen Kindern an einem wunderschönen portugiesischen Strand. Und weil Patricia so wunderbar auf meine Fragen geantwortet hat, gibt es jetzt das Braut-Interview für euch – viel Spaß! Ich träume mich jetzt an den Strand…

 

… nach Praia das Furnas, zugehörig zur Gemeinde Vila do Bispo, Algarve, Portugal. Ein Strand, der nur mit dem Auto zu erreichen ist, fernab von Hotels und Ferienappartements. Wenn man sehr früh am Vormittag – so gegen 10 Uhr – darf man oft als Erster seine Spuren im Sand hinterlassen, den die Flut so schön unberührt zurückgelassen hat.

01_blushphotographyalgarve

„Dass ich so schnell selbst Teil des Zaubers vom Ja-Sagen werden könnte, hätte ich vor gut 5 Monaten nicht gedacht. Denn genau damals beschlossen wir, nach über einjähriger Verlobung und der auf Einladung wartenden Verwandschaft im Nacken, unser „JA“ auf diese Weise zu begehen. Irgendwie war plötzlich klar, dass wir wirklich versuchen wollen, an unserem Lieblingsstrand an der Algarve zu heiraten. Ganz unter uns, nur unsere zwei kleinen Kinder und wir. Warum allein am Strand? Weil man nur den anderen an der Hand und im Kopf und im Herz hat. Weil man nicht Gefahr läuft, loszuflennen, wenn Oma ihr Taschentuch zückt. Weil man ganz bei sich ist, und doch auch in einem ganz romantischen Film“, erzählt Patricia.

02 03

„Ralph und ich sind seit neun Jahren ein Paar und leben seit einigen Jahren in Berlin. Zusammen waren wir das dritte Mal in Portugal. Das erste Mal zu zweit, das zweite Mal zu dritt und nun zu viert. Den Urlaub hatten wir schon im Januar gebucht. Wir wohnen immer bei Freunden, mitten im Nirgendwo in der Nähe von Lagos, es ist unser kleines (pinkes) Paradies. Sie waren die einzigen, die wir vier Tage vorher eingeweiht haben, weil erst dann fest stand, dass es auch wirklich klappt und wir bisschen Hilfe wollten mit den Kindern während der Trauung.

 

Die portugiesischen Behörden haben es sehr spannend gemacht, obwohl eine standesamtliche Hochzeit in Europa mit internationaler Gültigkeit gar nicht mehr sooo schwierig zu organisieren ist. Aber wenn nicht beide im gleichen Land geboren sind, tun sich bürokratische Untiefen auf, die uns fast haben aufgeben lassen. Aber wir wollten es unbedingt und so telefoniert man mal quer durch die Republik mit 17 ! verschiedenen Behörden und Ämtern. Ich muss sagen, es waren ALLE nett und haben versucht zu helfen. Wir hatten eine Weddingplanerin in Portugal, die sich um die Beantragung gekümmert hat und nicht locker gelassen hat, Wege zu finden, dass es doch noch klappt.“

04

05

„Und so kam der große Tag, alles war gut vorbereitet, der Gezeitenkalender mit dem Trauungstermin abgestimmt, also andersrum, die Blumen brachte die Fotografin mit, das sie mit der Floristin befreundet ist und „nebenan“ wohnt. Floristin und Fotografin, zwei Engländerinnen, habe ich übers Internet gefunden, viele Sachen haben wir vorher per Mail besprochen, und uns einmal persönlich getroffen. Das Schöne: An der Algarve ist alles recht überschaubar und um fünf Ecken kennen sich alle „Zugezogenen“. So auch unsere Freunde, wo wir wohnten und die deutsche Übersetzerin, die bei der Trauung anwesend war.“

06

08 09

Und wie lustig ist das denn? Jede Hochzeit hat einfach immer den einen Schmunzelmoment:

 

„Was wir nicht bedacht hatten, „unser“ Strand hat sich in letzter Zeit zu einem FKK-Strand entwickelt. In Portugal eigentlich nicht erlaubt, und so hielten sich diverse Nackte im Hintergrund auf. Die Strandpolizei, die bei einer Trauung dabei sein muss, bat dann höflich sich zu bedecken. Was ihr entging: In einer kleinen Höhle in unserer Sichtweite fand während der Trauung, ein, naja, nennen wir es semiprofessionelles Aktshooting statt. Sehr witzig, kaum war die Trauung zu Ende, flogen die Handtücher der Zuschauer im Hintergrund wieder vom Leib.“

15

16

„Die Zeremonie war vormittags halb elf, aber es war an diesem Tag so „schrecklich“ heiß, leider konnten wir kaum wirklich entspannte Bilder am Strand machen. Deshalb haben wir mit der Fotografin verabredet, ein Abendshooting zu machen, wenn die Kinder im Bett sind und wir ohne Zeitdruck und Schweißperlen auf der Stirn. Das haben wir direkt in der Nähe unseres Häuschen gemacht. Und wo ich schon als Kind/Jugendliche mit meinen Eltern Urlaub gemacht habe.“

10

11

14

20

„Es war etwas ungewohnt, wir sind nicht die Kameraerfahrensten, aber Nickie, die Fotografin war schon irgendwie wie eine gute Freundin geworden. Und die sehr dankbar war, endlich mal fotografieren zu können, wenn das „perfekte“ Licht da war. Als allerdings „wilde“ Pferde, die sich losgerissen hatten, auf uns zu galoppierten, war es mal kurz aus mit der Verliebtheit und wir nahmen die Beine in die Hand. Später erfuhren wir „die tun nix, die wollen nur gucken“. Aber woher weiß man das?“

21

„Abends haben wir dann mit unseren Freunden gegrillt und einen aufgeregt-entspannten Tag ausklingen lassen. Das „Schlimmste“ an diesem Tag? Es war ja bis zum Schluss geheim, niemand wußte es, und unsere Familien sollten erst nachher davon erfahren. Wir haben an beide Elternpaare einen Brief geschrieben, den wir vorher in einem Buch bzw. einer Tasche deponiert haben. Mit einer SMS gab es die Aufforderung, den zu finden und zu lesen.

 

Wir hatten wirklich Angst, dass sie sauer sind, aber nein, alle waren happy, haben geweint, hatten Gänsehaut und da fast alle den Strand kennen, im Kopf auch ein bisschen dort, während wir dann am Telefon alles erzählten. Ich hatte ein Medaillon um den Strauß gebunden, in dem meine Eltern waren, um Ihnen im Nachhinein zu zeigen, dass es keine Entscheidung gegen Sie war, sondern nur eine für unseren Traum. Es war tatsächlich irgendwie doll romantisch-kitschig, auch lustig, aber wenn nicht dieser Tag, welcher dann?

07

„Nächstes Jahr wird es eine kleine Familienfeier mit kirchlicher Trauung geben, damit dann auch Oma hinter mir ihr Taschentuch zücken kann. Durch diesen ersten Hochzeitsmoment, den wir fast ohne Stress nur für uns hatten, sind wir bereit auf Teil II und lassen zur Freude der Familie auch ein paar Powerpointpräsentationen über uns ergehen. Von mir aus kann es auch regnen an dem Tag.“

18

„Noch was zum Kleid: Es war aus reiner Seide und ich musste es samt Kleidersack im Koffer verstecken, da meine Schwiegereltern uns zum Flughafen brachten. Das hat es erstaunlich knitterarm verkraftet. Am Check-in habe ich es rausgenommen, ich wollte es nicht der Gefahr des „Lost&Found“ aussetzen. Im Flugzeug gab es nur einen einzigen Kleiderhaken. Und so hing es hinter dem Piloten. Da wusste ich, alles wird gut.

 

Fazit: Es lohnt sich, auch mal Träume wahr werden zu lassen.“

 

17

Die Hochzeitstorte, vier Pasteis de Nata und zwei Flamingos aus einer Playmobil-Edition, hat Patricia einfach selbst gemacht. Aus Deutschland mitgebrachte Papierlampemschirme und selbst ausgetrunkene Vinho Verde-Flaschen reichten vor der wunderschönen Naturkulisse einfach aus.

 

Das Kleid, ein Einzelstück der Jasmine Haute Couture Kollektion über La Divina Brautservice, und die Ringe von Katja Morkel brachte das Brautpaar aus Berlin mit. Vor Ort unterstütze Weddingplannerin Melanie Reeg, die Blumen kreierte Suzannah’s Flowers in Lagoa und Nickie Davis von Blush Photography Algarve hielt den besonderen Tag in Bildern fest.

12

Und, liebe Patricia, was war Dein schönster Hochzeitsmoment?

„Der lange Weg über den Sand zur Zeremonie, mit dem Wissen, genauso habe ich es mir jeden Abend beim Einschlafen, ca.100 mal vorgestellt und genauso geschieht es gerade.“

 

Dein Tipp für alle zukünftigen Bräute?

„Plant es so, wie IHR es wollt. Natürlich in Abstimmung mit dem Liebsten, aber fast ganz ohne Rücksicht auf die Erwartungen der Anderen.

 

Achja, und lasst euch nicht von übermotivierten Brautkleidverkäuferinnen einreden, cremefarbenes Kleid würde nicht mit weißem Hemd vom Bräutigam harmonieren. Ich finde, das kann man machen.“

 

Hach, ist das nicht alles wunderbar? Danke, liebe Patricia und lieber Ralph, für diesen Einblick in euren Traum!

 

Liebe Grüße vom Lieschen

 

 

Bilder: Blush Photography Algarve