Wenn während der Hochzeitsplanung Zweifel aufkommen. Die Erwartungen der Anderen immer größer werden. Und wie man sich davon befreit.
Als ich die ersten Entwürfe unseres Hochzeitsbuches (sorry, Mädels, diese Woche verbreite ich dauergrinsend tonnenweise #buchspam) meinen Probeleserinnen zeigt, waren die Reaktionen: „Das ist aber schon eher was für Dekofeen, oder?“ und „Hui, heiraten wirklich alle so?“ Klar, die Vielzahl an Bild-Inspiration und Tipps kann schon ziemlich einschüchternd wirken! (Und klar, unsere Art und Weise wird auch nicht jedem liegen – aber ich bin da ganz zuversichtlich, dass wir auf einer Wellenlänge sind, nech?) Aber jede Braut wird es kennen, diesen Moment, in dem man sich auf dem Sofa sitzend fragt, ob das denn nun reicht. Ab alles schön, einfallsreich und gut genug ist.
Es ist diese tückische Euphorie-Spirale jeder Bräute, die sie zur Zweifelnden macht. Vor lauter begeisternder „Pinspiration“ – also den vielen vielen Bilder von Hochzeiten und Styled Shoots bei Pinterest – entdeckt man auf Messen und bei hiesigen Dienstleistern vielleicht nichts „Neues“ mehr. Nie waren Bräute besser informiert als heute! Überraschende Elemente werden immer seltener („alles schon online gesehen“), dabei die Erwartungen doch immer größer. Wenn das jetzt alle so machen, wie wird unsere Hochzeit dann cooler, besser, innovativer? Reicht unsere Hochzeitsdeko aus? Seien wir mal ehrlich, sobald man sich in den Hochzeitsreigen des Freundeskreises einreiht, möchte man doch gern punkten. Das ist so ein bisschen wie „Das perfekte Dinner“ – alle können super kochen und einer hat halt die schönere Tischdeko-Idee.
Eins ist klar: Der Standard einer durchschnittlichen Hochzeit hat sich in den vergangenen drei Jahren deutlich verändert. Der starke Trend der Individualität prägte und prägt das Bild der Hochzeiten. Bis ins kleinste Detail wird mit viel Liebe und Begeisterung die eigene Hochzeit geplant, mit viel Energie und Engagement gebastelt und mit einem professionellen Fotografen am Hochzeitstag alles in Szene gesetzt. Als Braut will man die vielen kleinen Details, für die man sich teilweise die Nächte um die Ohren geschlagen hat, ja auch entsprechend als Erinnerung festhalten. Der Blick auf die Details – unverzichtbar, und auch gleichzeitig Inspiration für Andere. Aber auch eine unsichtbare Grenze, Anlass für diese nagenden Fragen: „Ist meine Hochzeit gut genug, wenn ich auf den größten Teil dieser Accessoires und Deko-Artikel verzichte?“ „Muss ich jetzt auch noch die Gastgeschenke selber machen?“ „Werden alle glücklich, wenn wir einfach nur Sekt, Bier und Wein servieren?“
Und was macht man erst, wenn man sich – vielleicht durch einen unbedachten Kommentar oder eigentlich nur gut gemeinten Rat – dann auch noch fragt, ob das eigene Hochzeitskonzept so passt und richtig ist? „…Keine Kirche…. aha…ihr müsst es ja wissen.“ „Wie jetzt, ihr macht Buffet?!“ „Ich freu‘ mich schon auf den Gin Tonic mit Dir an der Bar! Gibt’s doch, oder?“ „Ach, FlipFlops für die Mädels sind ja so eine super Sache!“ Da hilft nur eins: Tief durchatmen!
Denn Fakt ist: Auch wenn eure Freunde und Familie vielleicht schon auf vielen Hochzeiten getanzt haben, dieser Tag wird euer Tag! Und wenn ihr diesen genauso gestaltet, wie es sich für euch richtig anfühlt, dann ist das nicht nur ausreichend, dann ist das sehr gut! Wenn euer Budget nicht das komplette Arsenal an Deko-Ideen hergibt – total okay! Und wenn man im echten Leben auch kein kreativer Bastelwastel ist, warum sollte dann die eigene Hochzeit auf einmal „handmade“ aussehen? Wenn man die eigene Kohle auch lieber in die Hochzeitsreise statt in die Cocktails für die feierwütigen Freunde steckt – sie werden es überleben!
Lasst es euch nicht bange machen, von den Ideen und Aussagen anderer. Beim Heiraten geht es nicht um höher, schneller, weiter, das dickste Budget oder alle Punkte von der Pinterest-Checkliste – sondern um euch. Wie haben wir es in unserer Buch-Einleitung so schön geschrieben: „Es geht um das Ja-Sagen, um eure Liebe. Und das ist das Wichtigste.“
Liebe Grüße vom Lieschen
PS. Ich liebe Dekofeen! Bin ja selbst eine, hihi…
PPS: Diese Deko-Ideen stammen aus der Rubrik „Natürliche Hochzeiten“ und ist mir im Buch eins der liebsten Konzepte!
Bilder: Katja Heil
Ich kann dem nur voll und ganz zustimmen! Bei einer Hochzeit geht es um die Liebe zwischen dem Paar und nicht darum, die freunde zu übertreffen oder jeden glücklich zu stellen. Es sollte ein unvergesslicher Moment für Braut und Bräutigam sein, dass mache ich auch immer wieder meinen Kunden klar.
Sehr schöner Artikel(und Deko Ideen) !
Du hast es auf den Punkt getroffen. Als Dekorateurin hat man allerdings am meisten mit seinen eigenen Ansprüchen zu kämpfen…aber ich musste auch lernen “ das Leben ist nun mal kein Pinterestbild“☺️
Toller Artikel! Ich hoffe das nimmt einigen Brautpaaren die Last von den Schultern! Dieser soziale Zugzwang, den Gäste und anderen Hochzeiten gerecht werden zu müssen, ist absolut ungesund. Besinnt euch darauf, was ihr euch wünscht und steht dafür vor euren Gästen ein!
Dieser Artikel spricht mir aus der Seele! Mit meinem, juhuuu, planungsbegeisterten und mittlerweile Ehemann habe ich letztes Jahr unseren Hochzeitstraum war gemacht und obwohl wir viel von unseren Vorstellungen verwirklichen konnten, mussten wir immer wieder runterkommen und uns auf Prioritäten festlegen, die UNS und nicht der Hochzeitsindustrie wichtig sind.
Gnadenlos haben wir aussortiert und verworfen, für am Ende einen Traumtag, wie er perfekt zu uns, unserem Leben, unseren Familien und Freunden passte. Weil wir uns nicht von anderen haben reinreden lassen. Weil wir nicht alles bis ins kleinste Detail planten, sondern auch Überraschungen zulassen konnten. Und so erzählen wir und alle, die dabei waren, noch Monate später von dieser als eine oder gar der schönsten aller Hochzeiten, die sie erlebt haben.
Habt Mut, euch treu zu bleiben, reißt euch kein Bein aus und feiert das „Danach“ mindestens genauso wie „den Tag“!
Viel Spaß beim Hochzeiten.
Vreni
Sehe ich ganz genauso. Zwischendurch war ich bei der Planung auch ganz verrückt vor lauter Ideen und irgendwann wurde alles zusammengestrichen und nur noch auf 2-3 wichtige Highlights gesetzt. Und wir haben auch so geplant, dass Gäste etwas von der Deko mitnehmen konnten…denn mal ganz ehrlich: wenn man eine größere Feier bestückt und nicht gerade irgendwas mietet, hat man den ganzen Kram anschließend in 100-facher Ausführung zu Hause! Daher hab ich das versucht praktisch zu sehen ;-)
Außerdem muss man sich total davon losmachen, dass man da gerade „den schönsten Tag seines Lebens“ vorbereitet. Wie schlimm wäre es, wenn danach kein Tag mehr Chance auf den schönsten hätte ;-) Nein, es wird eine tolle Party mit Freunden, bei der man sich (je nach Bedürfnis) mal was gönnt bei Essen, Location etc. Aber vor allem soll doch die Stimmung gut sein und die hängt nicht davon ab, ob da noch eine Girlande mehr hängt oder nicht.
Die eigene Party soll Spaß machen und nicht irgendwelchen Regeln entsprechen. Das ist alles worauf es ankommt, damit man sich auch selbst wohl und entspannt fühlt. Aufregend genug ist es ja sowieso!
Allen Bräuten also ganz viel SPASS bei der Vorbereitung und dem großen Tag!
LG Nina
Hahaha, danke für deinen Bericht, passt gerade super :)
Erst gestern ist uns das beim Thema Hochzeitstorte passiert, da wir nur eine kleine zum Anschnitt nehmen. Da mussten wir uns rechtfertigen, warum, wieso und überhaupt, da bekommt doch Onkel XY keine ab, das könnt ihr doch nicht machen. Doch, können wir und machen wir auch :)
Aber hier muss man ja auch schon etwas weiter vorher beginnen. Dem Brautpaar wird ja leider immer mehr Druck gemacht. Egal ob es die Verkäuferinnen in den Brautläden sind mit Aussagen wie: „Bitte bedenken Sie, das Kleid dauert min. 3-6 Monate bis es bestellt ist, da sollten sie sich schon bald entscheiden“. Und dann kam meines bereits nach 1,5 Monaten.
Oder ein Jahr vorher die Location und den Fotografen anschreiben, sonst hat man keine Chance mehr.
Wir haben noch knappe drei Monate zu unserer Hochzeit und die machen wir uns jetzt auch nicht mehr verrückt :) Die Planungszeit ist doch so eine aufregende Phase, lasst euch das nicht nehmen! Wir freuen uns auch schon so sehr auf unseren Tag und lassen die Nörgler hinter uns. Unser Tag unsere Regeln :D
Alles Liebe und viel Nervenstärke
Oh Lieschen,
du hast ja so recht! Ich, als perfektionistische Dekofee, stelle mir diese Frage viel zu oft. Nicht nur bei der Planung unserer Hochzeit… wenn ich dann allerdings mal wieder anfange zu übertreiben, bringt mein Liebster mich meistens wieder zur Vernunft :-)
Für die Hochzeit ist jetzt Planungsstop – jetzt wird nur noch die To-Do Liste abgearbeitet…
LG Teresa
DANKE!!!!!!!!!!! Zwischen all den ganzen Hochzeitsblogs und der ganzen Hochzeitsplanerei im Allgemeinem, ist das der erste Artikel seit langem, der einen auf den Boden der Tatsachen zurüch bringt und in dem bestärkt, was man als Bride und Groom to be, grade so vollbringt! Jetzt fühle ich mich gut und starte mit einem tollen Gewissen in die neue Woche! Hej noch 53 Tage – wuhuuuuuu!!! Liebste Grüße, Sarah – die Heidebraut!
Rock on, liebe Heidebraut! Das wird super!
Ich hatte bei meiner Hochzeit auch sehr viel geplant. Zum Schluss haben wir alles hingeschmissen und sind ganz allein zum Standesamt. Der einzige Trauzeuge war unsere kleine Tochter. Es ist nicht wichtig, wie man heiratet, sondern wen und das ist mir bei der ganzen Planung klar geworden. Nun sind wir seit 11 Jahren glücklich.