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Checkst Du’s noch? Von der (Hass-)Liebe zu Hochzeitslisten und Ablaufplänen

 

Bereits vor der eigenen Hochzeitsplanung kannte ich sie schon: diese seitenlangen Tabellen mit kleinen Kreisen oder Kästchen, in denen nach Schema F die Hochzeit ja ach so schnell und einfach zu planen sei. Es gibt sie in schnöder Listen-Optik zum Ausdrucken, als niedliche Extra-Seiten zu heraustrennen, als Einleger in Büchern oder Magazinen. Wer sich die volle Dröhnung geben möchte, braucht nur einmal online zu suchen und findet sich in unzähligen digitalen Sammlungen wieder.

 

Es gibt Checklisten mit konkreten Zeitangaben und Aufgaben für das Standesamt, für die Kirche, für den Nachmittag, die Feier, Ablaufpläne für den Vorabend, den Hochzeitstag und wo war noch mal die Deko-Tabelle für den Sweet Table? Aber hey, im Leben einer Braut läuft die Hochzeitsorganisation ja nicht immer nach dem Masterplan – sonst könnt man auch gleich alles abhaken.

 

Bestes Beispiel: Als die erste Hochzeit in unserer Familie anstand, wollte ich als Trauzeugin natürlich optimal informiert sein und kaufte mir gleich ein dickes Ringbuch, in dem es dann noch detaillierter um die einzelne Schritte bis zur Hochzeit ging. Bloß nichts vergessen oder falsch machen! Nach dem ersten Blättern und einer wahren Flut von Informationen musste ich aber erst mal ordentlich mit den Ohren schlackern – was macht man denn mit den ganzen Listen, wenn die Braut das perfekte Kleid gleich beim ersten Termin gefunden hat, das Brautpaar einfach mal alles innerhalb von sechs Monaten organisieren oder einfach ganz anders heiraten will?

 

Es ging bei dieser Hochzeit nämlich nur zum Standesamt – da blieb gleich ein komplettes Kirchen-Kapitel leer. (Und gähnend weiße Seiten machen doch sofort so ein furchtbar schlechtes Gewissen…) Geplant war zusätzlich eine ausgiebige Oldtimer-Ausfahrt mit der kompletten Hochzeitsgesellschaft – was jede vorgesehene Tabellenspalte für den Anfahrtsweg komplett sprengte (Oder man in 6-Punkt-Schriftgröße zu schreiben anfängt…). Was half: einfach einen eigenen Ablaufplan anzulegen. Auf die Liste-fertig-los und fröhlich wurde geheiratet!

 

Bei meiner eigenen Hochzeit wähnte ich mich dann natürlich in totaler Checklisten- und Ablaufplan-Sicherheit: eine ganz entspannt Variante mit lockeren Zeitangaben war nach einiger Suche gefunden, die trotz einiger Zeitvorgaben genug Luft für eigene Ideen ließ. Punkte, die wir an unserem Hochzeitstag nicht planten, strichen wir einfach durch, legten zusätzlich noch eine eigene Liste für die einzelnen Programmpunkte am Hochzeitstag an und – schwups – lief die Planung eigentlich recht entspannt. (Die zwei-drei Bridezilla-Momente blenden wir jetzt einfach aus…)

 

Na, da hatte ich die Rechnung aber weder mit der A7 noch mit unserem Ablaufplan gemacht! Am Hochzeitstag stand gefühlt die Hälfte unserer Hochzeitsgesellschaft zum geplanten Zeremonie-Beginn nämlich noch auf der Autobahn im Stau. Während der eine Familienteil unseren internen Ablaufplan gleich gefaltet, lässig in die hinterste Hosentasche verbannt hatte und sich bei einem Kaltgetränk auf der Wiese entspannte, warf der Rest mit fortschreitender Zeit sorgenvolle Blicke von Tabelle auf Uhr und wieder zurück. Als Braut saß ich mittendrin und beobachtete fasziniert die Wirkung dieses kleinen Stücks Papier. Im Endeffekt war die halbe Stunde Verspätung dank der Flexibilität von Location und Dienstleistern kein Problem – und mit zahlreichen vorab geplanten Zeitpuffern waren wir am Abend auch wieder auf Spur.

 

Mein Braut-Fazit: Für die einen geben Checklisten Sicherheit, für die anderen bedeuten sie Stress. Meistens helfen Ablaufpläne gut bei der Planung, im anderen Fall sorgen sie für Hektik am Hochzeitstag. So unterschiedlich die Brautpaare und ihre Hochzeitstage sind, desto verschieden auch die Vorlieben mit Excel, Word & Co. Was aber alle Bräute haben: gesunden Menschenverstand!

 

Lasst euch von Checklisten und Plänen also bitte nicht verrückt machen – nutzt sie einfach so, wie es euch am besten gefällt! Und wenn ihr am Hochzeitsmorgen nur alles auf die Rückseite eines Kassenbons kritzelt? Auch gut!

 

Liebe Grüße vom Lieschen

 

PS: In der letzten Ausgabe der marryMAG steht unter dieser Kolumne so schön „…und träumt davon, die perfekte Hochzeitscheckliste zu erfinden.“ Ha, genug geträumt – manchmal muss man Dinge einfach machen! Und ich weiß zwar nicht, ob sie „perfekt“ geworden ist, aber eine ziemlich praktische und hoffentlich stressbefreite Variante habe ich mir wochenlang und mit ordentlich viel Hirnwurbel für das Extra-Booklet unseres Hochzeitsbuches „Unser Tag“ ausgedacht. Extra für euch. Na, was sagt ihr?

 

PPS: Hui, nur noch dreieinhalb Wochen, dann liegen wir im Buchhandel – juhuuu!

 

PPPS: Das nächste marryMAG? Gibt’s ab Mittwoch, den 25. Februar für euch am Kiosk.