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Lieschen ist ja eine treue Seele – und auch was das marryMAG angeht! Seit Ausgabe 1 darf ich meine Kolumne beisteuern und mit einem charmanten Augenzwinkern Klartext über den wunderbaren Hochzeitswahnsinn sprechen. Und wo bereits die grandiose Ausgabe 5 am Kiosk auf euch wartet, gibt’s die Kolumne aus Ausgabe 4 nun hier für euch – viel Spaß!

 

Verstehen Sie Hochzeit?

 

Genau in dem Moment als meine Mutter am Telefon fragte: „Getting-waaahaas?!“, war mir klar, dass die Zeit reif ist.

 

„Getting-READY.“

 

Fragende Stille am anderen Ende.

 

„Da wird die Braut fertig gemacht.“

 

„Aber wieso wird die Braut denn fertig gemacht?!“ Außerordentliche Entrüstung schwingt durch die Leitung.

 

„Nein, nein, also die Braut zieht sich an.“

 

„Ach so, es geht um das Ankleiden. Sag das doch gleich!“

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist Zeit dem „Denglisch“ im Hochzeitsdeutsch ein wenig Einhalt zu gebieten.

 

Nehmen wir mal die Isländer: Die versuchen so wenig Fremdwörter wie möglich in ihre Sprache zu übernehmen, sondern kreieren aus vorhanden Wörtern einen neuen Begriff. Beispiel: Ein Laptop heißt dort Fartölva. Aber wer von uns würde denn bitte Klapprechner oder Schoßcomputer sagen? Da bedient man sich lieber schnell an englischen Wörtern. Und auf Hochzeiten wird’s noch schlimmer, es wimmelt nur so von diesem neudeutschen Kram!

 

Klar, manche Dinge gehen in Englisch einfach so viel schöner von den Lippen. Und was sollte man auch statt „Save-the-Date“ schreiben? So kurz, so praktisch. Haltet euch den Tag frei, reserviert den Tag für uns – im Deutschen stapeln sich die Buchstaben. Daneben hört sich das Englische auch viel mondäner an: Styling, Shooting, Fitting. Engagement. DIY, Drinks, Dresscode. Bridal Shower, Cake Pops und Candy Bar. Alles klar?

 

Am Hochzeitstag werden lustig „Mr & Mrs“-Schilder in die Kamera gehalten, am Kleiderbügel findet sich ein „Bride“, unter der Schuhsohle ein „I do“ und auf der Girlande steht „Just married“. Wie wäre es einfach mit einem klaren „Frisch verheiratet“?

 

Wir könnten auch eine kurze Terminankündigung oder Vorabeinladung verschicken. Hätten einen Anprobetermin für das Brautkleid. Würden Verlobungs- und Paaraufnahmen mit dem Fotografen machen. Da gäbe es „Braut“ und „Bräutigam“-Schilder an den Stühlen des Brautpaares. Der kleine Ringträger würde eine „Hier kommt die Braut“-Flagge tragen. Unsere Hochzeitstorte und das Kuchenbuffet wären mit Tortensteckern verziert. Könnten eine Süße Tafel mit Schlickersachen anbieten, Kuchenstücke am Stil inklusive. Und wenn der Plattenaufleger das Tanzvergnügen einläuten würde, dann gäbe es auf der Hochzeitsfeier kein Halten mehr! Super Hochzeit, und das alles ohne ein englisches Wort.

 

Aber nein, so einfach ist das nicht. Da ist noch viel mehr. Denn nach der vom Wedding Planner organisierten Trauung, natürlich mit selbst geschrieben Vows im Kreise der Bridal Party und der Bridesmaids, geht es in den Honeymoon. Falls man im Rahmen des Elopements und seiner Destination Wedding nicht eh schon unter der Palme sitzt und sich auf das After Wedding Shooting vorbereitet. Bei aller Liebe, geht’s noch?

 

Und wahrscheinlich wird in 2015 bald zum nächsten Trendthema, dem „Rehearsal Dinner“ eingeladen. Aber nun wirklich: Stop! So sehr die englischsprachigen Hochzeiten uns inspirieren, so unterschiedlich gestalten sich doch die Hochzeitstraditionen. Und bevor wir Ideen und Begrifflichkeiten eins zu eins in unseren Wortschatz und den Einladungstext übernehmen, weil sie sich vielleicht gerade furchtbar hip und cool anhören, sollten wir kurz innehalten und uns fragen, ob Oma Erna dann überhaupt versteht, dass sie zum Familienessen am Vorabend kommen soll. Gibt es nicht einfach eine für alle verständliche Bezeichnung?

 

Denkt zum Schluss einmal an die guten alten Flitterwochen: Dieses wunderschöne Wort schlummert schon seit geraumer Zeit im Duden vor sich hin, während sein neudeutsches Pendant immer öfter auf Reisen ist. Schade, oder? Na los, gehen wir es aufwecken!

 

Liebe Grüße vom Lieschen

 

 

PS: Wer die aktuelle Ausgabe noch nicht gefunden hat, wird ganz schnell bei der Händlersuche von mykiosk.com fündig!

 

PPS: Lieschens Hochzeitscountdown-Kolumnen findet ihr übrigens hier: