Seite wählen

Ergänzend zu ihren drei Vorrednern Sabine John-Tancredi von Traubar, Johann-Jakob Wulf von Strauß & Fliege und Imke Klie von Imke Klie Zeremonien habe ich abschließend Jenny Linhart, ihres Zeichens als gutefee hochzeitsservice im Hochzeitsbusiness tätig, einmal nach dem Vorgespräch einer freien Trauung befragt. Jenny traute in diesem Jahr auch Alessa und Houman, deren Hochzeitsreportage ihr morgen als Abschluss der Themenwoche finden könnt.

20160625-sw-79698Liebe Jenny, Du bist ja ein kleiner Tausendsassa der Hochzeitsbranche: Als Bald-Mama von zwei Kindern kennt man Dich auch als Gründerin von Brautflohmarkt, Erfinderin des Brautkästchens und vor allem auch als freie Rednerin des „gutefee Hochzeitsservice“. Man kann also sagen, dass Heiraten Dir im Blut liegt, oder? Und Du planst doch bestimmt schon wieder das nächste Projekt?

Uuuups, erwischt… Eigentlich sollte ich mich natürlich auf Baby Nr. 2 vorbereiten, das irgendwann Ende des Jahres zur Welt kommen wird, tatsächlich aber arbeite ich gerade an einem eBook zum Thema freie Trauung – denn bisher gibt es da recht wenig. Und wenn, dann war die Lektüre zumindest für mich wenig inspirierend. Ich möchte gerne eine Art „Handbuch für freie Trauungen“ für Paare zusammenstellen, die sich eine persönliche Zeremonie wünschen und dabei von einem professionellen Redner begleitet werden wollen. Es gibt so viele tolle Hochzeitsbücher auf dem Markt zum Thema Planung, Konzept oder DIY – wem sag ich das, Du hast ja zusammen mit Katja Heil selbst eines der schönsten Bücher der letzten Jahre auf den Markt gebracht – da fehlt eines zu diesem Spezialthema.

Als gute Fee führst Du Brautpaare durch ihre Hochzeitszeremonie, die Du mit Informationen aus den Vorgesprächen gestaltest. Wie bereitet man sich als Paar auf ein solches Vorgespräch vor?

Wenn meine Paare mich fragen, was sie zum ersten Gespräch mitbringen oder vorbereiten sollen, sage ich gerne: Nur Euch und Eure Liebe. Tatsächlich bringt es nicht sooo viel, wenn man sich vorher zusammensetzt und nochmal die Jahre Revue passieren lässt – wann haben wir wo Urlaub gemacht, wann war dieses und jenes Ereignis. Denn eine freie Trauung erzählt ja auch nicht die Geschichte Eurer Liebe in chronologischer Reihenfolge – sondern idealerweise eben in der Logik Eurer Liebe.

Ich versuche deshalb, das erste große Gespräch, bei dem es bei mir um die Geschichte des Brautpaares geht, möglichst in der Wohnung des Brautpaares abzuhalten. Denn in der gewohnten Umgebung lerne ich das Paar auch am besten kennen – stehen sie auf romantischen Kitsch oder lieben es clean? Gibt es überall Fotos und Erinnerungsstücke? Welcher Raum (und daraus folgend auch: welche gemeinsamen Aktivitäten) bestimmen den Lebensmittelpunkt? Außerdem ist es natürlich praktisch, wenn man schnell mal zum Fotoalbum von vor fünf Jahren greifen kann oder ich zufällig die Titelseite des australischen Sunday Telegraph entdecke, wittere ich natürlich eine schöne Anekdote. Und es sind eben genau diese Anekdoten und Geschichten, die das Leben schreibt, die die Liebe bunt und einzigartig macht. Und nicht das genaue Datum des 5. Gardaseeurlaubs.

Aber um sich an diese Geschichten zu erinnern, braucht es in der Regel keine große Vorbereitung – sondern Vertrauen und Spaß. Deshalb ist mein Tipp: Achtet bei der Wahl des Trauredners vor allem darauf, ob der Funke zwischen Euch überspringt – und ob die Chemie stimmt.

20160625-sw-79991

Welche Beweggründe haben Deine Paare zu einer freien Trauung bewogen?

Die meisten wünschen sich eine Zeremonie, einen mehr oder weniger festlichen Akt, der über die standesamtliche Trauung hinausgeht – fühlen sich in der Kirche aber nicht wohl. Mittlerweile entwickelt sich der Trend aber mehr und mehr dazu, dass sich die Paare eine Zeremonie wünschen, die sie in den Vordergrund stellt, ihre persönliche Liebesgeschichte. Jede Trauung hat ihre Vorteile – bei der standesamtlichen Trauung geht es um einen Rechtsakt, bei der kirchlichen um Gottes Segen und die Zustimmung der Kirchengemeinschaft… und bei der freien Trauung eben um das, was das Brautpaar sich wünscht.

Noch vor 10 Jahren war das anders, da ging es eher um einen Ersatz der kirchlichen Zeremonie – entsprechend gab es auch sehr viele Theologen, die als freie Redner tätig waren. Mittlerweile gibt es viele Quereinsteiger aus den Kultur- oder Kommunikationswissenschaften – und auch ganz anderen Disziplinen. Gerade in den letzten zwei Jahren entdecken auch die Hochzeitsplaner das Reden für sich.

Für eine freie Trauung gibt es ja kein „Schema F“ – aber welche Rituale und gestalterischen Elemente sind bei Deinen Paaren besonders beliebt?

Am beliebtesten ist ganz klar das „Ringwarming“. Dabei werden die Eheringe auf einer langen Schnur durchs Publikum bis zum Brautpaar gereicht. Die Gäste geben dazu ihre guten Wünsche in die Ringe. Das ist besonders bei Paaren beliebt, die sich zwar eine Einbindung der Gäste in die Zeremonie wünschen, deren Gäste aber eher schüchtern sind und nicht vor vielen Menschen frei sprechen möchten.

Aber insgesamt ist es vor allem die Einbindung der Gäste, die eine Trauung so richtig emotional macht – deshalb versuche ich das auf jeden Fall umzusetzen. Als gestalterisches Element ist auch das persönliche Eheversprechen ein echter Klassiker, auf den nur wenige Paare verzichten.

20160625-sw-79885

Und verrätst Du uns zum Schluss noch Deine liebsten Orte für eine Freie Trauung?

Oh, das ist eine interessante Frage – darüber habe ich ehrlich gesagt noch nie im Detail nachgedacht. Denn häufig steht die Location schon fest, wenn ich gebucht werde. Und natürlich ist es sehr, sehr praktisch, wenn man die Trauung auf der Wiese hinter der Feierlocation abhalten kann und auf die Logistik der Location zurückgreifen kann. Dann geht auch alles nahtlos ineinander über.

Besonders schön ist es aber natürlich, wenn es einen persönlichen Bezug des Paares zum Ort gibt – ob das im eigenen Innenhof ist oder da, wo der erste Kuss stattfand. Leider ist das nicht immer möglich.

Woran die Paare aber unbedingt denken sollten: Schatten! Die meisten Trauungen finden an einem Sommersamstag zwischen 14 und 17 Uhr statt – und meistens scheint da die pralle Sonne… Sowohl für das Brautpaar als auch die Gäste und nicht zuletzt den Redner, die Musiker (und auch die Technik!) ist genügend Schatten unabdingbar. Das habe ich besonders in dieser Saison gemerkt, da war ich ja schon schwanger… und ich bin tatsächlich mehr als einmal fast umgekippt ;-)

 

Liebe Jenny, herzlichen Dank für diesen Einblick!

So, Ladies und Gentlemen, morgen geht die Themenwoche „Freie Trauung“ ihrem Ende zu – jederzeit könnt ihr zu diesem Thema aber in der Kategorie „Freie Trauung“ stöbern und nach Infos und Inspiration suchen.

Liebe Grüße vom Lieschen

 

 

Bilder: Sebastian Willius

Merken

Merken

Merken